Dienstag, 22. Juni 2010

Der Opernsänger, der Kühlschrank und ich.

Wenn man am Theater arbeitet hat man ja einmal im Jahr dieses Schulfeeling. Nämlich dann, wenn man kurz vor den Sommerferien steht. Ich kann mir gar nicht vorstellen, einen Beruf zu haben, bei dem nicht alle gleichzeitig frei haben und man nicht in der letzten Arbeitswoche zusammen dem Ferienbeginn entgegenfiebert...
Bald ist es wieder so weit, nur noch wenige Tage bis Ferienbeginn. Hurra.
Wahnsinn, dass schon wieder eine Spielzeit vorbei ist. In die vorfreudige Ferienstimmung mischt sich aber auch immer in wenig wehmütige Abschiedsstimmung, denn nach der Sommerpause werden nicht mehr alle Kollegen da sein. Letztes Jahr um diese Zeit war es genauso. Ich erinnere mich noch gut an die mal mehr mal weniger tränenreichen Abschiede. Unter den zu Verabschiedenen im letzten Jahr war auch einer unserer Sänger. Ich wusste, dass er unser Theater verlässt, um zufälligerweise an der Oper in der Stadt anzufangen, in der Herr Nilsson wohnt. Also unterhielten der Sänger und ich uns über die Stadt und über Wohnungen und ich hörte mich sagen: Sag Bescheid, wenn du umziehst, ich bin ja wahrscheinlich eh in der Nähe, dann kann ich dir helfen. Im Glauben, er hätte ja sicher schon 10 andere Leute gefragt. Vor Freude über mein Angebot wäre er mir beinahe weinend um den Hals gefallen. Ich gebe zu, diese Reaktion hätte mich damals schon stutzig machen können...Am Tag des angedachten Umzuges verabredeten wir uns dann an seiner neuen Wohnung. Ich war doch etwas verwundert, dass noch kein anderer Helfer vor Ort war, dachte aber, na ja, vielleicht hat er ja so nette Helfer, die die 300km Fahrt auch noch mit ihm absolvieren. Äh, ja. Weit gefehlt. Irgendwann erschien dann der Umzugstransporter am Horizont Ende der Straße und heraus stieg: Der Sänger. Mehr nicht. Ich:??? Herr Opernsänger, wo sind denn die ganzen Helfer?
Er: Ich kenne hier doch niemanden und zu Hause hat mir auch keiner geholfen, weil alle schon in den Ferien sind. Oh Mann! Da hatte er doch tatsächlich alle Sachen alleine (!) runter ins Auto geschleppt, war 300km gefahren und wollte jetzt mit mir ALLE Sachen wieder rauf schleppen. Aber half ja nix. Mitgehangen, mitgefangen. Also fingen wir an und schleppten, was das Zeug hielt. Dass es sich bei der Wohnung um eine Dachgeschosswohnung mit dem kleinsten, verwinkelsten Treppenhaus handelte, muss ich wahrscheinlich nicht extra erwähnen...Bei einer Körpergröße von 1,59 (ich) und 1,70 (er) gestaltete sich der Transport des Kühlschranks besonders abenteuerlich. Ich glaube, so viel geschwitzt wie an dem Abend habe ich noch nie in meinem Leben. Nach erstaunlichen 3 Stunden hatten wir dann aber tatsächlich alles ausgeladen und hochgeschleppt. Er verabschiedete sich mit den Worten er  müsse jetzt die 300km wieder zurück fahren, das Auto abgeben. Der arme Kerl!
Seit dem Tag steht auch immer noch eine Essenseinladung für mich aus! Wir sehen uns ab und zu in einem der Theater und sprechen kurz darüber, dass wir das mit dem Essen auf jeden Fall noch machen!
Gestern hatte ich ihn auf meiner MB mit den Worten, dass wir doch das Essen jetzt bald mal hinkriegen müssten! Sie haben zum Glück noch 3 Wochen länger Spielzeit, so dass es jetzt bald tatsächlich mal klappt. Die Nachricht endete übrigens mit folgenden Worten: Und du darfst nicht böse sein, ich weiß, du hast den Kühlschrank hochgetragen, aber den habe ich jetzt nicht mehr, ich habe mittlerweile einen Neuen, der ist aber auch schön! Bis bald!

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